Der größte Unterschied zwischen der westlichen und der vedischen Astrologie besteht darin, dass beide unterschiedliche Bezugssysteme verwenden. In der westlichen Astrologie werden die tropischen Tierkreiszeichen und in der vedischen Astrologie die siderischen Sternzeichen bzw. Sternbilder als Bezugssystem zu Grunde gelegt.
Siderisch bedeutet auf die Sterne bzw. auf das Sternbild bezogen.
Der Beginn des tropischen Tierkreises, 0° Widder, entspricht, analogisch gesehen, immer dem Frühlingsanfang und findet somit jedes Jahr ungefähr zur gleichen Zeit statt. Dieser Punkt im Tierkreis ist jedoch nicht wirklich bewegungslos, also nicht wirklich als eine Konstante zu betrachten.
Aufgrund der Neigung der Erdachse verschiebt sich der Frühlingspunkt alle 72 Jahre um eine Differenz von ungefähr 1°. Dies bezeichnet man als Präzession der Äquinoktien.
In der vedischen Astrologie wird dieser Unterschied berücksichtigt, denn der Frühlingspunkt bewegt sich auf die Sterne bezogen langsam rückwärts von Osten nach Westen. In 2.160 Jahren hat sich
der Frühlingspunkt einmal um ein Sternzeichen bewegt - alle 72 Jahre um 1°. Jeder Durchgang der Sonne durch den Frühlingspunkt in einem Sternzeichen, aktuell das Sternzeichen Fische, markiert
eine Kulturepoche die sich in der mittleren Phase auf ihrem Höhepunkt befindet.
Gegenwärtig (2024) steht der Frühlingspunkt nach siderischer Berechnung Lahiri bei ca. 7° Fische. Die Sonne ist demnach bereits 23° = 1.656 Jahre durch den Frühlingspunkt im Sternbild Fische gelaufen.
Im Jahr 285 stimmten tropischer (Widder) und siderischer Tierkreis (Widder) scheinbar überein. Inzwischen beträgt der Unterschied aber bereits ca. 23°.
Dieser Längenunterschied zwischen den beiden Sternbildern bzw. Tierkreisen wird Ayanamsha genannt.
Astrologen arbeiten mit unterschiedlichen Ayanamshas, wobei das Lahiri-Ayanamsha in Bezug zur siderischen Berechnung am weitesten verbreitet und anerkannt ist - die Differenz zum tropischen Tierkreis beträgt dabei ca. 23°.
Beide Systeme haben Gültigkeit, aber jeweils auf verschiedenen Ebenen.
Die Aufgabe der zukünftigen Astrologie wird sein, diese Ebenen intuitiv miteinander zu verbinden und in Beziehung zu setzen.
In der vedischen Astrologie kommt der Häuserstellung (Himmelsrichtung der Geburtsplaneten) eine große Bedeutung zu.
Die Planeten werden aufgrund Ihrer Herrscherposition einerseits in funktional positive und funktional negative Signifikatoren unterteilt, anderseits wird das Hauptaugenmerk auf die planetarischen Herrscherhäuser in Bezug auf die planetarischen Platzierungen gelenkt und miteinander in Verbindung gesetzt um aussagekräftige Beziehungsnetze herzustellen.
Im Bild-Beispiel des Diamantendiagramms (siehe unten) mit dem Aszendenten "Fische" (12) weisen die rot markierten Planeten auf funktional negative Signifikatoren hin, während die grün und blau markierten Planeten auf funktional positive Signifikatoren hinweisen. Die karmischen Mondknoten Rahu und Ketu sind grundsätzlich als negative Signifikatoren in der vedischen Astrologie zu betrachten.
Die Verbindung der Planeten zu ihren funktional positiven oder funktional negativen Herrscherhäusern werden hierbei in Beziehung zu ihren Planetenplatzierungen in einem gegebenen Haus gesetzt.
Der Aszendent ist "Fische" (12). Das Sternzeichen Fische ging zum Zeitpunkt der Geburt im Osten bei 15°16` auf. Der Herrscher des Aszendenten Fische ist Jupiter, dessen Hauptzeichen der Schütze, 9. Haus, ist.