Sitzung 802, Montag, den 25. April 1977 aus dem Buch Individuum und Massenschicksal

 

Erster Teil: Naturgewalten - Epidemien und Naturkatastrophen

 

Diktat (Pause). Nun: In einem gewissen Sinne sind Epidemien die Erscheinungsform eines Massenselbstmords der Betroffenen.

Biologische, soziologische und sogar wirtschaftliche Faktoren mögen dabei eine Rolle spielen, daß ganze Gruppen von Individuen aus verschiedenen Beweggründen zu einem bestimmten Zeitpunkt sterben wollen, in einer Weise jedoch, daß sich ihr individuelles Sterben zu einer generellen Aussage verdichtet.

Auf einer bestimmten Ebene stellen solche Todesfälle eines Massensterbens einen Protest gegen die Zeit dar, in der sie stattfinden.

Die Betroffenen haben jedoch auch ihre persönlichen Gründe.

Diese Gründe variieren natürlich von einem Individuum zum anderen: alle Betroffenen jedoch "wünschen ihren Tod, um einer Absicht zu dienen", die über persönliche Anliegen hinausreicht. Ein solches Massensterben hat also zum Teil den Zweck, die Überlebenden dahinzubringen, die Lebensbedingungen in Frage zu stellen, denn unbewußt weiß die Menschheit sehr wohl, daß es Gründe für ein solches Massensterben gibt, die jenseits der landläufigen Auffassungen liegen.

 

Es gab Zeiten und Zivilisationen, in denen die Not der Armen so furchtbar, so unerträglich war, daß die Pest ausbrach und diese die weitgehende Zerstörung der gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Zustände zur Folge hatte. Die Pest raffte arm und reich gleichermaßen dahin, so daß die Besitzenden aus ihrer Selbstzufriedenheit aufgerüttelt und daran erinnert wurden, daß auch den Armen ein Mindestmaß an menschenwürdigem Leben und Wohlbefinden an Leib und Seele eingeräumt werden mußte, denn ihre Unzufriedenheit hatte drastische Folgen für jedermann. Ihr Sterben war ein einziger Protest.

 

Für sich gesehen war jedes Todesopfer ein "Opfer" von Apathie, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, wodurch automatisch die Abwehrkräfte des Körpers verringert wurden. Doch derartige Gemütszustände verringern nicht nur die Widerstandskräfte, sie beschleunigen und verändern auch die chemischen Abläufe im Körper, beeinträchtigen deren Ausgewogenheit und bereiten den Boden für Krankheiten vor.

 

Zahlreiche Viren, die  i h r e m   W e s e n  nach todbringend sein können, tragen unter normalen Bedingungen zur Gesundheit des Körpers bei, indem sie gewissermaßen Seite an Seite mit anderen Viren existieren, wobei jedes auf seine Weise dazu beiträgt, das Gleichgewicht des Organismus aufrechtzuerhalten.

 

Wenn jedoch infolge destruktiver Gemütszustände bestimmte Viren zu verstärkter Aktivität angeregt oder diese überproduziert werden, dann werden sie "tödlich".

 

Auf der Körperebene können sie in der für den jeweiligen Stamm charakteristischen Weise weitergegeben werden. So wuchern hinlänglich schwerwiegende individuelle seelische Probleme buchstäblich zu Seuchen aus, von denen ganze Teile der Gesellschaft erfaßt werden. (Lange Pause.)

 

Das Umfeld, in dem eine Epidemie ausbricht, gibt Aufschlüsse über die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Umstände, die zum Ausbruch einer Seuche geführt haben. Oft geht derartigen Ausbrüchen ein fehlgeschlagener Versuch, die bestehenden politischen oder sozialen Verhältnisse zu ändern, voraus - das heißt, die Seuchen brechen aus, nachdem eine Protestbewegung geeinigter Massen gescheitert ist oder als aussichtslos empfunden wurde.

In Kriegszeiten treten sie oft in Gruppen einer Bevölkerung auf, die den Krieg, in den ihr Land verwickelt ist, ablehnen.

 

Am Anfang steht die psychische Ansteckung:

Verzweiflung breitet sich rascher aus als eine Moskitoplage oder irgendein Krankheitserreger. Die seelische Verfassung aktiviert ein Virus, das eigentlich passiv ist. (Pause)

Verzweiflung mag zwar den Eindruck von Passivität erwecken, weil sie alles äußere Handeln als vergeblich empfindet - doch ihre Feuerbrände wüten im Innern, und eine Ansteckung   s o l c h e r   Art springt über von Bett zu Bett und von Herz zu Herz. Doch sie befällt nur diejenigen, die in der gleichen Verfassung sind: dessenungeachtet setzt sie so gewissermaßen eine Lawine in Gang, einen Prozeß der Beschleunigung, der im Verhalten ganzer Bevölkerungsgruppen zum Ausdruck kommen kann.

 

Glaubt ihr nun, daß es nur ein einziges Leben gibt, dann müssen solche Konsequenzen natürlich als in höchstem Maße unheilvoll erscheinen; und nach euren Begriffen sind sie ja auch wirklich alles andere als erfreulich. Aber wiewohl jedes Opfer einer Epidemie seinen eigenen Tod stirbt, so wird doch dieser individuelle Tod Teil einer massiven gesellschaftlichen Protestbewegung. Das Leben der hinterbliebenen nächsten Angehörigen erfährt eine tiefe Erschütterung; und ja nach dem Ausmaß der Epidemie werden die verschiedensten Elemente des gesellschaftlichen Lebens ausgehöhlt, verändert, neu geordnet. Bisweilen werden infolge solcher Epidemien Regierungen gestürzt und Kriege verloren.

 

Und es gibt da auch noch tiefere biologische Zusammenhänge mit dem innsersten Herzen der Natur. Ihr seid biologische Geschöpfe. Euer stolzes menschliches Bewußtsein beruht auf der immensen "unbewußten" Unversehrtheit eures körperlichen Seins. So gesehen ist euer Bewußtsein ebenso natürlich wie euer Zeh.

Demzufolge ist jedoch eure seelische Verfassung für die Unversehrtheit der Menschheit von ausschlaggebender Bedeutung. Verzweiflung und Apathie sind biologische "Feinde". Soziale Gegebenheiten, politische Zustände, Wirtschaftsstrategien und selbst religiöse oder weltanschauliche Bezugssysteme, die derartige Seelenzustände nähren, fordern biologische Vergeltungsschläge heraus. Sie wirken wie Feuer auf eine Pflanze.

(Wer schürt diese Zustände in den Corona-Jahren 2020/2021?)

 

Epidemien dienen also mehreren Zwecken. Sie sind ein Warnsignal, daß bestimmte Zustände nicht geduldet werden können. Auf biologischer Ebene herrscht ein Zustand der Empörung, der sich so lange Ausdruck verschafft, bis die Verhältnisse verändert werden.

(Nach langer Pause:) Geduldet euch einen Moment... In den Zeiten der Großen Pest, die England heimsuchte, gab es Menschen, die, obwohl befallen, nicht an ihr starben; und es gab auch solche, die von der Krankheit unberührt blieben und sich um die Kranken und Sterbenden kümmerten. Die Überlebenden nun, die in das Geschehen tätig miteinbezogen waren, sahen sich selbst in einem völlig anderen Licht als jene, die der Seuche zum Opfer fielen.

Sie hielten sich von der Verzweiflung frei und erfuhren, aktiv handelnd, sich selbst als nützlich und nicht als  o h n m ä c h t i g.

Oft traten sie aus bis anhin wenig heldenhaften Lebenssituationen hervor und zeichneten sich durch große Tapferkeit aus.

Die Furchtbarkeit des Geschehens machte sie, die vordem Unbeteiligte gewesen waren, zu Betroffenen.

 

Der Anblick der Sterbenden vermittelte ihnen Einsichten in den Sinn des Lebens und weckte in ihnen neue politische, soziale und spirituelle Ideen, so daß, wie ihr sagen würdet, die Toten nicht umsonst gestorben sind. Epidemien zeigen infolge ihres öffentlichen Auftretens öffentliche Probleme auf - Probleme, die den einzelnen Menschen in gesellschaftlicher Hinsicht ebenso in eine seelische Katastrophe zu stürzen drohen, wie es durch ihre körperliche Manifestation in biologischer Hinsicht geschieht. (Pause.)

 

Darin liegt auch der Grund für Ausmaß und Grenzen der verschiedenen Epidemien - weshalb sie den einen Landstrich verheeren und den anderen verschonen, warum ein Familienangehöriger stirbt und der andere überlebt; denn innerhalb sogar auch solchen Massengeschehens gestaltet doch immer der einzelne noch seine persönliche Wirklichkeit. (Pause.)

 

Geduldet euch einen Augenblick... In eurer Gesellschaft werden wissenschaftlich fundierte medizinische Glaubensüberzeugungen wirksam und Methoden der schon erwähnten Präventivmedizin angewendet, die durch ein Verfahren (der Impfung) im gesunden Individuum eine ganz geringfügige Erkrankung bewirken, wodurch in der Folgezeit Immunität gegenüber einem massiveren Befall gewährleistet ist. Dieses Verfahren mag im Hinblick auf eine bestimmte Krankheit für diejenigen, die daran glauben, recht wirksam sein. W a s   w i r k t   i s t   j e d o c h   d e r   G l a u b e (lauter) u n d   n i c h t   d a s   V e r f a h r e n.

 

Ich empfehle n i c h t, daß ihr das Verfahren aufgebt, da es offenbar bei so vielen erfolgreich wirkt; doch solltet ihr verstehen, warum es die erwünschten Resultate zeitigt. Eine so geartete medizinische Technologie ist jedenfalls äußerst spezifisch - man kann euch nicht mit dem Willen zu leben impfen oder mit dem Eifer, der Lebensfreude und Selbstgenügsamkeit des gesunden Tieres. Falls ihr beschlossen habt zu sterben, dann werdet ihr, vor der einen Krankheit in dieser Weise beschützt, prompt von einer anderen befallen werden oder einen Unfall haben. Die Immunisierung kann auch, während sie in spezifischer Weise wirkt, bereits bestehende Glaubensüberzeugungen über die Ohnmacht des Körpers weiter verstärken. Es könnte sich zeigen, daß der Körper, sich selbst überlassen, genau die Krankheit entwickeln würde, die gerade "in Mode" ist, so daß der spezifische Sieg im Sinne eurer Glaubensüberzeugungen schließlich zu einer Niederlage führen kann.

 

Aber ihr habt nun einmal euer medizinisches System. Es ist nicht meine Absicht, es zu  u n t e r g r a b e n, denn es untergräbt sich ganz von selbst.

 

Einige meiner Feststellungen können freilich lästerlich klingen. Und doch ist in der ganzen Geschichte der Menschheit nicht ein einziger Mensch gestorben, der nicht sterben wollte - ganz gleich, wie hochentwickelt jeweils die medizinische Technologie war. Spezielle Krankheiten haben bestimmte symbolische Bedeutungen, die sich der Zeit und dem Ort ihres Auftretens entsprechend wandlen.

 

(Nach längerer Pause:) In jüngerer Vergangenheit gab es eine große Diskussion über das Überleben des Stärkeren im Sinne von Darwins Lehre. Doch wurde wenig Gewicht auf die Lebensqualität oder das Überleben selbst gelegt; das heißt, man ist kaum der Frage nachgegangen, was denn das Leben erst eigentlich lebenswert macht. Es wird ganz einfach keinen Grund geben für den Fortbestand einer Art und somit auch eurer Gattung, w e n n   i h r   L e b e n   n i c h t   l e b e n s w e r t    e r s c h e i n t.

Zivilisationen sind buchstäblich gesellschaftliche Gattungen. Sie sterben, wenn sie keinen Grund zum Leben sehen, doch legen sie den Keim für andere Zivilisationen. Eure persönlichen Seelenzustände en masse schaffen das spezifische kulturelle Klima eurer Zivilisation. In gewisser Weise ist also das Überleben eurer Zivilisation buchstäblich von der Verfassung jedes einzelnen von euch abhängig; und diese Verfassung ist zunächst eine spirituelle, psychische Verfassung, die den physischen Organismus aus sich hervorbringt. Dieser Organismus ist mit dem biologischen Zustand jedes anderen Menschen wie auch mit jeglichem Lebewesen, und sei es noch so klein, im Innsersten verbunden.

 

Neuer Absatz: Trotz aller "realistischen" pragmatischen Behauptungen des Gegenteils ist der  n a t ü r l ic h e  Zustand des Lebens ein Zustand der Freude und Selbstgenügsamkeit - ein Zustand, in dem jede Handlung ihre Wirkung zeitigt und die Vollmacht zum Handeln ein natürliches Recht darstellt.

Ihr würdet dies ganz deutlich bei der Betrachtung von Pflanzen, Tieren und allem anderen Leben erkennen, wenn euch nicht eure gegenteiligen Glaubensüberzeugungen so blind dafür machten. Ihr würdet es in der Aktivität eures Körpers spüren, in dem die vitale individuelle Zustimmung eurer Zellen das ungeheuer komplizierte Ergebnis eures physischen Wesens bewirkt. Diese Aktivität sorgt ganz natürlich für Gesundheit und Vitalität.

Ich spreche nicht von irgendeiner romantisch verklärten, "passiven", saft- und kraftlosen spirituellen Welt, sondern von einer klaren, unbehinderten Wirklichkeit, in der das Gegenteil von Apathie und Verzweiflung herrscht.

 

Dieses Buch wird daher den Faktoren gewidmet sein, die am besten die geistige, seelische und körperliche Lebensfreude fördern, jenen biologischen und psychischen Komponenten also, die einer Gattung ihr Fortbestehen als wünschenswert erscheinen lassen. So geartete Aussichten fördern das Zusammenwirken sämtlicher Lebensformen auf allen Ebenen. Keine Art lebt im Wettstreit mit der anderen; vielmehr wirkt eine jede mit an der Schaffung einer Umwelt, in der alle Arten in kreativer Weise miteinander existieren können.

(Nachdrücklich:) Ende des Diktats. Dieses Buch wird ein Knüller! Ihr könnt die Sitzung beenden oder Pause machen, wie ihr wollt.